Ortswechsel by Lodge David

Ortswechsel by Lodge David

Autor:Lodge, David [Lodge, David]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Gruß

Morris

P. S. Ich habe an Melanie geschrieben, habe aber den Brief mit dem Vermerk »Hier unbekannt« zurückbekommen. Sieh doch bitte zu, daß Du vom Sekretariat ihre neue Adresse bekommst.

Hilary an Philip

Liebster,

vielen Dank für Deinen langen und interessanten Brief. Allerdings ist es sehr schade, daß Du diese Wörter hineingeschrieben hast, denn natürlich konnte ich ihn nun Amanda nicht lesen lassen, die mich tagelang deswegen geplagt hat. Es war recht gedankenlos von Dir, denn natürlich interessieren sich die Kinder für das, was Du schreibst. Ich muß schon sagen, ich fand es sehr unangebracht.

Du hast mir übrigens nicht erzählt, daß kurz nach Deiner Ankunft eine Bombe in Deinem Gebäude explodiert ist, aber wahrscheinlich wolltest Du mich nicht beunruhigen. Warst Du in Gefahr? Wenn es dort schlimmer wird, mußt Du eben zurückkommen, das Geld spielt dann keine Rolle.

Da fällt mir ein, nachdem Du mir wegen der Waschmaschine nicht geantwortet hast, habe ich eine neue gekauft. Vollautomatisch und ziemlich teuer, aber sie läuft super.

Das mit der Bombe habe ich von Mr. Zapp erfahren. Eine sehr eigenartige Begegnung. Laß Dir erzählen. Er kam neulich vorbei und brachte Wir schreiben einen Roman, er hat das Buch schließlich doch noch bei Dir im Zimmer gefunden. Es war eine ganz dumme Zeit, so gegen sechs, ich war gerade dabei, das Essen aufzutragen, aber wenn er schon so nett war, Dein Buch vorbeizubringen, mußte ich ihn ja anstandshalber hereinbitten, und er sah fast ein bißchen mitleiderregend aus, wie er da im Matsch vor der Haustür stand, in Überschuhen und einer albernen Kosakenmütze. Er ließ sich nicht lange bitten, ja, er hatte es so eilig, ins Haus zu kommen, daß er mich fast über den Haufen gerannt hätte. Ich bat ihn auf einen schnellen Sherry ins Wohnzimmer, aber da war eine Temperatur wie im Eiskeller, es lohnt sich nicht zu heizen, solange Du nicht da bist, also mußte ich ihn mit ins Eßzimmer nehmen, wo die Kinder sich vor lauter Hunger schon in die Haare geraten waren. Ich fragte ihn, ob es ihm was ausmachen würde, seinen Sherry zu trinken, während ich mich um die Kinder kümmerte, und hoffte, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl kapieren und schnellstmöglich verschwinden, aber er sagte nein, überhaupt nicht, und ich sollte doch auch essen, und er nahm die Mütze ab und zog den Mantel aus, setzte sich und sah uns zu, was Du wortwörtlich verstehen darfst. Seine Augen folgten jeder Bewegung, von der Schüssel zum Teller, vom Teller zum Mund. Es war wahnsinnig unangenehm. Bei den Kindern machte sich eine unheimliche Stille breit, und ich merkte, wie Amanda und Robert sich ansahen und vor unterdrücktem Kichern rot anliefen. Schließlich mußte ich ihn wohl oder übel fragen, ob er sich nicht zu uns setzen wolle.

Daß ein derartig schwer gebauter Mann sich so schnell bewegen kann, hatte ich noch nie erlebt. Es war ein wahres Glück, daß der Braten ziemlich groß ausgefallen war, denn nachdem Mr. Zapp die dritte Portion verdrückt hatte, hing nicht mehr viel Fleisch am Knochen. Trotz seiner etwas zweifelhaften Tischmanieren habe



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